Automobile Stammtisch-Weisheiten: Was stimmt?
Wenn Autofahrer zusammensitzen, wird viel erzählt. Und es werden Tipps zum Besten gegeben, die nicht immer stimmen. Wir klären auf.
100-Watt-Lampen geben mehr Licht.
Die Lampen sind verboten. Es wird zwar mehr Licht erzeugt, das den Scheinwerfer jedoch unkontrolliert als Blendung verlässt. Außerdem belasten die helleren Lampen Kabel, Schalter und Relais stärker. Eine Überlastung kann dann zu einem Spannungsabfall und damit sogar zu weniger Licht als mit einer legalen Bestückung führen. Auch schmorende oder gar brennende Kabelbäume können die Folge sein, ebenso wie blind werdende Reflektoren.
Höherer Reifendruck spart Sprit.
Richtig, aber nicht zu empfehlen. Denn mit 20 Prozent mehr oder noch höherem Luftdruck gegenüber den Angaben in der Bedienungsanleitung nimmt die Auflagefläche des Reifens und damit seine Fähigkeit zur Kraftübertragung deutlich ab, der Bremsweg hingegen zu. Gleichzeitig verschlechtert sich der Fahrkomfort, der Verschleiß an den Radaufhängungen steigt. Die Spriteinsparung ist dagegen kaum messbar. Viel wichtiger: Aufpassen, dass der Reifendruck nicht zu gering ist. Deshalb alle zwei Wochen prüfen, spätestens aber bei jedem zweiten Tanken.
Bei Autos mit Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) muss man keine Luft mehr prüfen.
Falsch, denn RDKS, das seit dem 01. November 2014 bei allen Neuwagen vorgeschrieben ist, lässt gewisse Abweichungen zu. Die sind erforderlich, weil sich der Reifendruck je nach Außentemperatur um 0,3 bar oder mehr ändern kann. Um nun nicht jedes Mal einen Alarm auszulösen, wenn die Reifen über Nacht abkühlen und ihr Druck gesunken ist, erlauben Reifendruck-Kontrollsysteme diese Toleranz. Wer aber dauerhaft mit um 0,3 bar zu geringem Reifendruck unterwegs ist, bezahlt mit erhöhtem Kraftstoffverbrauch und Reifenverschleiß. Deshalb: Auch mit RDKS regelmäßig den Reifendruck prüfen.
Spülmittel säubert die Scheiben genau so gut wie teure Scheibenreiniger.
Nicht zu empfehlen. Geschirrspülmittel wirken stark entfettend und schaden dem Lack und den Wischergummis, die sich verfärben können. Besonders gefährdet sind Kunststoff-Scheinwerfer, wenn sie über die Reinigungsanlage mit Spülmittellösung besprüht werden. Das kann durch UV-Einstrahlung schon nach kurzer Zeit zu Spannungsrissen und gelblichen Verfärbungen führen. Deshalb sind spezielle Zusätze für die Scheiben- und Scheinwerfer-Waschanlagen langfristig preiswerter.
Einen schlingernden Anhänger kann man mit Gas geben beruhigen.
Falsch und gefährlich. Zugfahrzeug und Anhänger bilden zusammen ein schwingendes System. Dieses nähert sich ab einer bestimmten Geschwindigkeit seiner Eigenfrequenz. Eine kleine Bodenwelle genügt und der Anhänger beginnt hin und her zu pendeln. Gas geben führt dazu, dass der Anhänger immer schneller pendelt und irgendwann umkippt.
Deshalb gilt: Sobald der Anhänger zu pendeln beginnt, Gas wegnehmen, wenn nötig vorsichtig bremsen. Dann beruhigt sich das Gespann sofort. Neigt der Anhänger schon unterhalb der zulässigen Geschwindigkeiten von 80 bis 100 km/h zum Schaukeln, kann man von einem Schaden an Fahrwerk oder Kupplung ausgehen. Dann sollte eine Werkstatt der Innung des KFZ-Handwerkes „Oberlausitz“ die Ursache prüfen.